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Wann wird ein Bier zum Craft Beer? Ein weit verbreiteter Irrglaube!

Neben Belgien, die mit Ihrer Vielfalt und guten Qualität an Bieren unumstritten an der Spitze stehen, ist Deutschland in der ganzen Welt bekannt als die “Bier-Nation”. Gerade durch das bereits 500 Jahre bestehende Reinheitsgebot, das es sonst nirgendwo im Bezug auf das brauen von Bier gibt, zählen die deutschen Biersorten zu den beliebtesten weltweit.

Von der Entstehung, über das Reinheitsgebot, bis hin zur individuellen Herstellung

Wir alle kennen es. Das Reinheitsgebot. Das seit nunmehr sage und schreibe 500 Jahren bestehende Gesetz zur Bierherstellung in Deutschland, war lange Zeit ein Indikator für die Reinheit und eine gesicherte Qualität unserer Biere. Dies ist in der Geschichte der Bierherstellung allerdings auch nur ein verhältnismäßig kleiner Zeitabschnitt. Die geschichtlich nachweislich ersten Biere wurden bereits vor ca. 6000 Jahren, eher zufällig, hergestellt und galten als Getränk der Götter und Könige. Von richtigem Bier brauen, wie es heute üblich ist, konnte man erst ab dem Mittelalter sprechen. In dieser Zeitperiode wurde die Bierherstellung von Mönchen weiterentwickelt und um das Jahr 820 n. Chr. als Kalorienlieferant in der Fastenzeit eingeführt. Schließlich kam der ganz große Durchbruch von Bier zur Zeit der industriellen Revolution, die erstmalig die Massenproduktion des Gerstensaftes ermöglichte.

Im Jahre 1516 wurde dann schließlich von Herzog Wilhelm IV. von Bayern, die Vorschrift für die genaue Zubereitung des zunehmend beliebten Getränks eingeführt. Es sollte die Bierqualität sichern und Verfälschungen der Rezeptur, in Form vom Zusatz chemischer und anderer gesundheitsschädlicher Stoffe, vorbeugen. Somit ist deutsches Bier bis heute, in den meisten Fällen, vollkommen frei von jeglichen künstlichen Aroma- und Konservierungsstoffen. Denn an den Grundsätzen dieser Verordnung wurde lange Zeit nichts geändert. Eine Lockerung des Gebotes wurde mit den Jahren vorgenommen und an die heutigen Gegebenheiten angepasst. So kam es 1987, durch den Einsatz der Europäischen Union zu einer Auflockerung des Gesetzes. Diese Lockerung wurde als Harmonisierung der bisher geltenden Herstellungsvorschriften bezeichnet und ermöglichte es die Bierherstellung individueller zu gestalten. Bis heute hält man sich zum größten Teil jedoch immer noch an die festgelegten Grundzutaten: Malz, Hopfen, Hefe und Wasser.

Weit verbreiteter Irrtum: Craft Beer ist nicht einfach nur hausgebrautes Bier!

Im Zuge der Verbreitung des Trends haben sich einige der unabhängigen Brauereien die oft in kleineren Dörfern und Ortschaften ansässig sind, aus Unwissenheit über die genaue Definition, selbst als “Craftbier Brauerei” betitelt. Das ist auch schon der Knackpunkt, denn dies ist eine Fehlinterpretation. Noch lange nicht jede Brauerei, die ihr eigenes Bier mit eigener Rezeptur und Zusammenstellung der Aromen herstellt, ist auch zwangsläufig eine die Craftbier braut. Die Besonderheiten beim Kreieren einer Craftbier Sorte liegen in der Kreativität und der Selbstverwirklichung der Biersommeliere und wird in Form von neuartigen Bier-Stilen umgesetzt.

Was ist denn nun Craft Beer bzw. Craftbier?

Mit dem Begriff “Craft” was im Deutschen “handwerklich arbeiten” bzw. “handgemacht” bedeutet, soll der handwerkliche Herstellungsprozess hervorgehoben und auch die alte Brau-Tradition in den Vordergrund gestellt werden. Ein Craftbier zeichnet sich durch die Verwendung kreativer und hochwertiger Zutaten aus. Entstanden ist der Begriff mit dem Hintergrund, unkonventionelle Biersorten kleinerer Bier-Brauereien von den industriell hergestellten Biersorten der großen Brauerei Konzerne abzuheben und in der Betitelung gleich den Ursprung des Bieres erkennbar zu machen. Bei der Herstellung kommen hochwertige Aromahopfen zum Einsatz, die individuelle und neuartige Geschmacksrichtungen versprechen. Sie besitzen einen sehr geringen Anteil an Bitterstoffen und sind daher milder und aromatischer. Zudem haben sie, wie es der Name bereits aussagt, einen hohen Prozentanteil an Aromaölen und sind somit sehr hochwertig. In den industriellen Brauereibetrieben greift man eher zu den sogenannten Bitterhopfen, die im Vergleich meist kostengünstiger sind. Viele der angebotenen Craft Beer Sorten, weisen zudem einen wesentlich höheren Alkoholgehalt als ihre regulären Konkurrenten auf. Eine andere Besonderheit beim Craft Beer sind die exotisch ausgefallenen, meist fruchtigen Noten, die durch die Zugabe verschiedener Süd- und Zitrusfrüchten oder Beerensorten entstehen.

Die Bier-Sommeliere setzen vermehrt auch auf ganz unkonventionelle Zusätze, wie unter anderem: Holunderblüte oder Variationen von Kaffee- und Schokoladensorten. Gerade diese Experimentierfreude schafft unverwechselbare Geschmacksrichtungen und individuelle Charaktere beim jeweiligen Bier. So eröffnet sich eine ganz neue geschmackliche Vielfalt für die vielen Bierliebhaber, die das breit gefächerte Angebot gerne annehmen.

Entstehung einer neuen Brau-Kultur

Die unterschiedlichsten Sorten und Ausführungen des so beliebten Getränkes sind ja schon seit langem bekannt: Weizen, Pils, Kölsch, Lager, Pale Ale, IPA, Weiß- oder Altbier sind hier nur einige der bekanntesten und weit verbreiteten Sorten am Markt. Die hauptsächlichen Unterscheidungen im Bezug auf Farb- und Geschmacksgebung dieser Sorten, liegen im Herstellungsverfahren. Denn die Biersorten haben verschiedene “Bierstile” die sie charakteristisch unverwechselbar machen. Im Allgemeinen wird dabei zwischen ober- und untergärigen Bierstilen unterschieden. Zu den Sorten bei denen eine obergärige Hefe verwendet wird zählen aromastärkere Sorten wie: Alt, Kölsch, Pale Ale und dass neue sehr beliebte India Pale Ale (IPA). Im Gegensatz dazu sind die untergärigen Sorten gut geeignet, um sie bei niedrigen Temperaturen zu brauen. Zu den untergärigen, verhältnismäßig milderen Biersorten zählen z. B. Pils, Bockbier, Export- und Lagerbier.

Durch die Einführung der Craft Beer Kultur entsteht eine ganz neue Vielfalt in den ausgefallensten Geschmacksrichtungen, die man sich nur denken kann. Doch dies bezieht sich nicht auf die schlichte Zugabe von Limonaden o. ä. nach dem Brauen des Bieres, wie man es bereits vom umgangssprachlichen Alster, Radler oder auch Diesel kennt. Vielmehr ist die Geschmacksgebung bereits während des Brauvorgangs gemeint. Als Bierliebhaber kann man also zunehmend das Getränk wählen, das einen geschmacklich überzeugt und dessen Aroma am ehesten den eigenen Anforderungen an ein perfektes Bier gerecht wird. Ein gutes Beispiel liefert hier US-Sonnenstaat Kalifornien, in dem sich die Craft Beer Kultur seit 1970 mit rasanter Geschwindigkeit immer weiter ausbreitet. Hier erhält man bereits an allen Ecken ein reichhaltiges Angebot an Craft Beer Sorten geboten. Eine tolle Sorte die unsere Aufmerksamkeit geweckt hat, ist ein Bier der Brewing Company “Ballast Point”. Dieses Bier, wirbt bereits auf dem Etikett mit dem Slogan “Dedicated to the craft” – zu deutsch “der Handarbeit gewidmet” und macht auf die dahinter stehende handwerkliche und traditionelle Braukunst aufmerksam. Dabei handelt es sich um ein “Kalifornisches Kölsch” (German Style Pale Ale) mit vollen 7,1 Prozent Alkohol und zeigt auf, dass der Kreativität wirklich keine Grenzen gesetzt sind.

Über Sortenvielfalt und wo man den neuen Bier Trend testen kann

Die Zahl der zur Verfügung stehenden Auswahlmöglichkeiten an verschiedenen Sorten und Geschmacksrichtungen steigt täglich weiter an. Es gibt bereits die ausgefallensten Zusätze, die ganz neue Geschmackserlebnisse versprechen. In speziellen “Craftbier Bars”, die es inzwischen in so ziemlich jeder größeren deutschen Stadt gibt, hat man die Gelegenheit sich durch die vielen unterschiedlichen Sorten durch zu probieren. Dies ist eine super Chance, um das weite Spektrum der vielseitigen Variationen zu testen. Mittlerweile kann man sogar Sorten verschiedener Anbieter in einer “Probierbox”, online bestellen oder auch in ausgewählten Super- bzw. Feinkostmärkten eine solche Box erwerben. Zu beobachten ist, dass auch das Angebot an Craft Beer Sorten im regulären Handel immer mehr aufgestockt wird.

Eigenes Craft Beer brauen?

Zum brauen seiner eigenen Bierkreation benötigt man prinzipiell nicht viel. Eine gewisse Leidenschaft für den Gerstensaft und die Hingabe sich für die traditionelle Bierherstellung einzusetzen, sind zunächst wohl die wichtigsten Grundvoraussetzungen. Das Herstellungsverfahren ist dabei die größte Herausforderung und benötigt sicher vor dem ersten wohlschmeckenden Schluck des eigenen Bieres, einige Anlaufversuche. Doch wer sich etwas intensiver mit den Herstellungsvorgängen auseinandersetzt, kann sich durchaus ein “erfrischendes” Zusatzgeschäft aufbauen.

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